Frauenpower in der Gastronomie - Interview mit der Gründerin von finefine Alina Hasan-Zada
Beim Gedanken an die Gastronomiebranche denkt man wahrscheinlich sofort an Kellnerinnen und gelegentlich auch an Köchinnen. Leider gibt es jedoch nach wie vor einen Mangel an weiblichen Restaurantleiterinnen und Führungskräften in dieser Branche. Nur knapp jede dritte Führungskraft1 war 2022 weiblich. Wobei die Frauenquote in der Gastronomie zuletzt bei knapp 50% lag2. Damit besteht immer noch ein deutliches Ungleichgewicht. Und auch in der Fernsehbranche sind fast ausschließlich Männer vertreten, wenn es um das Thema Gastronomie geht. Doch der Food-Sektor entwickelt sich weiter und immer mehr Frauen erobern ihren verdienten Platz an der Spitze von Restaurants und Franchiseketten. Branchenexpertin Hanni Rützler stellt fest, dass in den letzten Jahren immer mehr Frauen ihre Präsenz erhöhen und als sogenannte „Female Connoisseurs“ zu Vorreiterinnen im Lebensmittelgeschäft werden.
Dies zeigt sich deutlich in erfolgreichen Gründerinnen von Start-ups wie Jeannette Morath von reCircle. Nachhaltigkeit in der Gastronomie scheint ein Thema zu sein, das besonders von Frauen vorangetrieben wird. Viele neue Küchen- und Restaurantkonzepte, insbesondere solche mit Fokus auf vegan und vegetarisch, tragen die Handschrift von Frauen. Ein herausragendes Beispiel für diesen Trend ist das Konzept des Franchise-Unternehmens finefine, das frische und gesunde Gerichte schnell an Kund:innen liefert. Die Sportwissenschaftlerin Alina Hasan-Zada legte gemeinsam mit ihrem Ehemann im Jahr 2018 den Grundstein für ihre Idee und berichtet auch über die spezifischen Herausforderungen, mit denen sie als Frau in der Gastronomie konfrontiert war.
© finefine Restaurant, about.finefinehealthyfood.de
SIDES: Hallo Alina, bitte stelle dich und das Konzept von finefine kurz vor.
Ich bin Alina und ausgebildete Sportwissenschaftlerin. Nachdem ich meine Sport-Karriere beendet habe, begann ich, mein Interesse an gesunder Ernährung beruflich zu verfolgen. 2018 entwickelten mein Ehemann Elmar und ich dann ein Konzept, wie man frisch zubereitetete, gesunde Gerichte einfach und zeitsparend ins Büro oder nach Hause liefert. So wurde der Grundstein für finefine gelegt.
SIDES: Wie lief die Gründung von finefine ab?
Im Januar 2019 haben mein Ehemann Elmar und ich unseren ersten Store eröffnet. Dabei hatte Elmar schon 20 Jahre Berufserfahrung in der Gastronomie. Ich war zunächst für alle Bereiche des Stores zuständig, angefangen von der Küche bis hin zum Kurierdienst, der Buchhaltung, der Personalführung und dem Einkauf. Damals haben wir alles selbst gemacht, daher kenne ich jeden Arbeitsbereich und kann die Herausforderungen aus jeder Perspektive sehen. Das ist für mich ein riesengroßer Vorteil.
Im Jahr 2020 haben wir dann unseren zweiten Store eröffnet und unser Franchise-Unternehmen gestartet. Dadurch konnten wir uns aus der operativen Küchenarbeit zurückziehen und ich habe mich ausschließlich auf die Führungsaufgaben konzentriert. In diesem Zeitraum haben wir uns dann auch auf die Suche nach einem Kassensystem gemacht, das für unsere Anforderungen geeignet ist und sind auf SIDES gestoßen. Da wir kaum das Inhouse-Business bedienen, sondern uns fast ausschließlich auf das Lieferdienst und To-Go-Geschäft konzentrieren, war besonders die Schnittstelle zu den Lieferportalen wichtig für uns. Mit dem Ausbau unseres Franchisesystems auf mittlerweile 16 Stores konnten wir dann die vielen Vorteile der zentralen Filialverwaltung nutzen, was mir als Chefin mehr Zeit für andere Business-Bereiche und Herausforderungen gibt.
SIDES: Was gefällt dir besonders an der Arbeit in der Gastronomie?
Ich mag die Dynamik und den Trubel, der in der Gastronomie herrscht. Es ist eine aufregende und herausfordernde Umgebung, in der man ständig mit neuen Situationen konfrontiert wird. Die Möglichkeit, mit einer Vielzahl von Menschen in Kontakt zu treten, ist aufregend und macht mir Spaß.
Ein weiterer Aspekt ist die kreative Seite der Gastronomie. Ich liebe es, neue Gerichte zu kreieren, Menüs zusammenzustellen und die Präsentation der Speisen zu gestalten.
SIDES: Neben deiner Kreativität, welche weiteren Stärken machen deine Führungspersönlichkeit aus?
Zunächst einmal meine Kommunikationsfähigkeit und Empathie. Gerade diese beiden Stärken sorgen dafür, dass ich ein starkes Team aufbauen und meine Mitarbeiter:innen unterstützen und fördern kann. Mindestens ebenso wichtig – für alle Führungskräfte – ist Entscheidungsfähigkeit und Zuverlässigkeit.
Du suchst noch nach dem perfekten System für deine Filialverwaltung?
Von zentraler Artikelverwaltung und Webshopsteuerung bis hin zu Rentabilitätsauswertungen, die von überall aus und jederzeit einsehbar sind – das und noch viel mehr bietet dir das SIDES System.
SIDES: Mit welchen Hürden siehst du dich in deinem Alltag als Frau in der Gastro-Branche konfrontiert? Gibt es überhaupt noch Hürden?
Natürlich gibt es viele Hürden in der Gastronomie, wie zum Beispiel viel Stress, lange Arbeitszeiten und im Prinzip keine freien Tage. Aber ich habe keine Hürden bemerkt, die direkt damit zusammenhängen, dass ich eine Frau bin.
SIDES: Aber hast du trotzdem den Eindruck, in einer Männerdomäne zu arbeiten? Falls ja, wie macht sich das bemerkbar?
Gerade am Anfang habe ich festgestellt, dass das männliche Personal mich nicht ernst genommen hat. Zum Beispiel wurden die Aufgaben, die ich den Mitarbeitern gegeben habe, nicht ernst genommen oder nicht vernünftig erledigt. Mit der Zeit hat sich jedoch alles geändert. Wobei ich davon überzeugt bin, dass diese Veränderung mehr von meiner Erfahrung abhing als von meinem Geschlecht.
SIDES: Wie, denkst du, prägen Frauen den aktuellen Food-Markt?
Ich finde, Frauen spielen eine wichtige Rolle im Unternehmertum des Food-Marktes. Sie tragen zur Vielfalt, Innovationen und Nachhaltigkeit in der Branche bei. Da gibt es schon viele Beispiele, ich bin nur eines davon. Mit der schrittweisen Veränderung des Gemeinschaftsbildes und auch der Veränderung von Familienmodellen werden wir in Zukunft wir immer mehr Frauen in Führungspositionen der Gastro-Branche sehen. Davon bin ich überzeugt.
SIDES: Welche Chancen siehst du darin, als Frau in der Gastronomie zu arbeiten?
Als Frau gibt es in der Gastronomie viele Chancen und Möglichkeiten, eine erfolgreiche Karriere aufzubauen. Ob es darum geht, als Köchin ihre kreativen Talente auszuleben und neue Ideen und Geschmacksrichtungen in die Küchen und auf die Teller ihrer Kund:innen zu bringen. Oder ob sie ihre Leidenschaft für Essen und Gastfreundschaft nutzen, um ihr eigenes Geschäft aufzubauen und ihre einzigartige Visionen umzusetzen. Mit harter Arbeit, Leidenschaft und Fachkenntnissen können Frauen Positionen in der Küchenleitung, im Restaurantmanagement oder als Restaurantbesitzerinnen erreichen.
SIDES: Alina, vielen lieben Dank für den Einblick in deine persönlichen Erfahrungen und deine Sicht auf die Gastronomie-Branche. Wir freuen uns, euch auch in Zukunft weiter bei euren Ideen unterstützen zu können.
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